Friedrich Karl Ströher erhält in Paris und Berlin, den damals bedeutendsten Zentren für die zeitgenössische Malerei, seine akademische Ausbildung und kommt mit modernen künstlerischen Strömungen in Kontakt.
Ausbildung an der Akademie und frühe Studien
(1899-1905)
Ströher findet über seine Ausbildung als Dekorationsmaler zum Schaffen als freier Künstler. An der Akademie Colarossi in Paris kann er seine Begabung entdecken und fördern; er erhält eine gründliche Ausbildung, die auf dem Akt- und Porträtzeichnen basiert (»Bildnis eines Jungen Spaniers«, um 1904). Gleichzeitig macht er sich mit der führenden zeitgenössischen Kunstströmung vertraut, dem Impressionismus. Im Winter 1903/04 beginnt er mit einer lockeren, pastosen Malweise, die einzelne Pinselzüge deutlich nebeneinander stehen lässt. Er geht mit seiner Staffelei ins Freie, malt das lebhafte Treiben auf der Straße und auf Flohmärkten und entdeckt so die Freilichtmalerei für sich (»Brücke in Paris mit Omnibus«, um 1904). Die Malerei im Freien führt er neben der akademischen Ausbildung fort, als er 1905 seine Studien in Berlin fortsetzt.
Akademie und Auseinandersetzung mit dem Impressionismus
(1901-1920)
In Berlin bewirbt sich Ströher an der Akademie und wird Meisterschüler von Prof. Arthur Kampf. Er erhält von der Akademie ein eigenes Atelier und Unterstützung für Material und Modelle. Beispiele für seine akademische Schulung sind zahlreiche Porträts und Figurenbilder (»Selbstporträt mit Palette«, 1906; »Großvater und Enkelin beim Dominospiel«, 1907). Er setzt sich weiter mit der impressionistischen Malweise auseinander. In einer lockeren, verwischenden Malweise hält er die Landschaft mit den sich darin bewegenden Menschen fest (»Kinder im Grünen«, 1908; »Auf der Gartenbank«, 1908).
Neo-Impressionistische Malweise
(1910-1912)
Ströhers Reisen nach Südfrankreich und Spanien 1910 lassen ihn die Kraft der südlichen Sonne erleben und führen ihn zu einer stärkeren Farbigkeit. In logischer Konsequenz kommt er zu einer Zerlegung der Farben, die er klar nebeneinander setzt, und damit zu Gestaltungsmitteln des Neo-Impressionismus. Um das Flimmern der heißen Luft festzuhalten, setzt er kräftige Farbtöne in kurzen Pinselzügen nebeneinander. Er hellt seine Palette auf und benutzt zunehmend wärmere Farben; Orange, Rosa und Rottöne dominieren (»Eselreiter«, 1911; »Spanisches Mädchen«, 1911; »Granada«,1911; »Zigeunerpaar«, 1912). Nachwirkungen dieser Malweise lassen sich, trotz einer Reduktion der Farbigkeit, bis in die Jahre 1914/15 feststellen.
Freilichtmalerei
(1912-1921)
Von seinen Reisen zurückgekehrt, malt Ströher in Deutschland entsprechend dem Wechsel in den Lichtverhältnissen in einer gedämpfteren Farbigkeit. Stets aber schildert er die atmosphärische Situation der Landschaften (»Rinderherde auf der Weide«, 1914; »Kornkästen«, 1914). 1917 wird er zum Landsturm einberufen und leistet Kriegsdienst als Pferdepfleger. Seine Kriegserlebnisse schärfen den Blick auf seine Mitmenschen. Es entstehen psychologisierende Köpfe von hoher Ausdruckskraft (»Selbstporträt mit Stahlhelm«, 1917; »Mein Vater in blauer Jacke«, 1920).
Reife Zeit seiner Malweise
(1921-1925)
In diesen Jahren entstehen verhältnismäßig wenig Ölgemälde, dafür sehr viele Aquarelle. Ströher verwendet sowohl in den Ölgemälden, als auch in den Aquarellen eine glatte, flüssige Malweise. In seiner kräftigen Farbgebung und der Vereinfachung der Formensprache führt ihn seine Malerei bis in die Nähe des Expressionismus. Indem er Hunsrücklandschaften und die bäuerlichen Arbeiten im Wandel der Jahreszeiten malt, wird er zum Schilderer seiner Heimat. In der Formensprache findet er hier einen ureigenen, eindrucksvollen Stil (»Fingerhut mit Rosen«, 1924). Von der Generation her steht Ströher zwischen den um 1850/60 geborenen Impressionisten und den nach 1880 geborenen Hauptvertretern des Expressionismus. Die Arbeiten seiner Irmenacher Zeit stellen Ströhers eigenste Werkphase dar, in der er fremde Einflüsse vollends abstreift. Konzentriert auf eine Landschaft, die er von Kind auf kennt, entwickelt er für seine charakteristischen Motive eine Handschrift, die mit starken Farben und einer großzügigen Sicht dem Gesamteindruck den Vorrang vor dem Detail gibt.